Luppenauer Förderverein e.V.

                           Himmelfahrt 2020

SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Juni 2020

Himmelfahrt sollte öfter sein, konnte man vor einigen Jahren an dieser Stelle lesen, weil die Menschen so überaus glücklich, freundlich und zahlreich in der freien Natur vorkommen. 2020 waren es nicht so viele aber freundlich und überaus glücklich. Dieser Tag stand mit der Öffnung der kleinen Lössener Kirche symbolisch für das langsame Auflösen der gesellschaftlichen Schockstarre. Während üblicherweise der Ausfahrt des Luppenauer Fördervereins eine kleine Andacht vorangestellt wurde, war diesmal ein Gottesdienst spontan angekündigt worden und die Idee, eine Ausfahrt anzuschließen, kam noch unvorbereiteter. Sie fand mit geringer Beteiligung dennoch statt.


Kirchensound zu Himmelfahrt in Lössen – wir können auch anders,
halten Sie sich bereit!

Aus epidemiologischer Sicht bietet eine Kirche keinen Schutz vor Infektionen, im Gegenteil. So war es vernünftig und angemessen, dass alle Eintretenden ihre Maske korrekt angelegt hatten, nur der Glöckner nicht. Er erkannte seinen Fehler und verschwand verschämt nach vollzogenem Geläut. Gesungen wurde nicht, aber was die Pastorin Antje Böhme unter seuchenhygienischen Aspekten an der Kanzel aufgebaut hatte, ist bemerkenswert und verdient im Bild festgehalten zu werden. Die Musik konnte nicht wirklich als raumfüllend durchgehen. Dafür war sie weder tröpfchen- noch aerosolbildend.
Das Motto der Predigt – WANN REISST DER HIMMEL AUF? – wird je nach Gläubigkeit unterschiedliche Assoziationen ausgelöst haben. Für mich war die Frage nach einem Blick aus dem Fenster geklärt. So hing ich eigenen Gedanken nach. Sicher ist die Rückkehr zu einem normalen Leben, die Aussicht auf einen regulären Arbeitstag, auf Urlaub und Feste ein glücklicher Umstand. Niemand hätte sich eine derart fatale Situation vorstellen können. Dennoch scheint der vor wenigen Monaten in dramatischer Fernsehansprache vorgetragene Kriegsvergleich dem Geschehen hier nicht angemessen. Vermutlich werden am Ende des Jahres nicht mehr gestorben sein als sonst, es gibt keine Zerstörungen, keine zerstörte Generation. Und dennoch ist für viele Menschen das Leben aus den Fugen. Wie umfangreich die Schäden sind, wird sich noch herausstellen.
Das Sicherheitsgefühl, die eigene Lebensplanung betreffend, ist nicht mehr auf dem ursprünglichen Niveau und wird nicht wieder vollständig zurückkehren. Es hätte schlimmer kommen können. Die Ansichten, die mir gegenüber diesbezüglich geäußert werden, reichen von real gefühlter Todesangst bis zur Negierung jeglicher persönlichen Gefahr, weil man sich der gefühlten Risikogruppe nicht anzugehören glaubt oder überhaupt nichts glaubt was man glauben oder, wenn wir auch gerade in der Kirche sitzen, wissen sollte! Das Ergebnis der erfolgreichen, rechtzeitigen Prävention wird mitunter weder gesehen noch anerkannt, wenngleich wohl jeder, dem behördlichen Druck folgend, objektiv mit beigetragen hat. Mich befremden in Diskussionen unverrückbare Überzeugungen, die auf fehlender naturwissenschaftlicher Bildung und manchmal auch Herzensbildung basieren. Wie könnte ein so viele widerstrebende Auffassungen berücksichtigendes Staatswesen aussehen? In der Lössener Kirche stellt sich diese Frage nicht. Aber sie vermittelt ein Gefühl, das jedwede Gesellschaft lebenswert macht: Geborgenheit.
Die vier Radfahrer, die den Weg nach Horburg antraten, waren selbstverständlich mit dem Equipment zur Kontrolle der Kennzeichnung des Jacobsweges ausgestattet. Ein Schild hatte sich wegen eines fehlenden Nagels gedreht. Die Richtungskorrektur erfolgte prompt.
Niemand soll in die Irre geführt werden.

Bleiben Sie gesund,

Ilja Bakkal