Luppenauer Förderverein e.V.

        Kinderfest mit Regen 2015 in Löpitz

SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Juli 2015

Nein, wir haben nichts gegen Wasser beim Kinderfest. Da würde etwas fehlen. Das Wasser ist sozusagen fester Bestandteil dieses Highlights im gesellschaftlichen Lebens Luppenaus. Es kommt aus den kleinen Strahlrohren der Kinderfeuerwehr oder in seiner veredelten Form als sommerliche Flocke bei der Schaumparty. Wir genießen es braun und heiß aus Sepps wunderbar großen Brühmaschinen zum Kuchen der Frauen des Fördervereins. Die Wirtin erwärmt in ihm die Würstchen, die viele Glückliche über einen durch den Kassenwart persönlich überreichten Gutschein kostenlos verzehren dürfen und nehmen es zum Reinigen der eingelagerten Spielgeräte. Wir belohnen uns, wenn Hüpfburg, Glücksrad, Kletterstange, Kegelbahn, Schmink-und Bastelstraße, Kassenzelt, Tortenzelt, Torwand, Basketballkorb und der Arbeitsplatz des leitenden Conférenciers mit Mikrofon und Sonnenschirm aufgestellt sind. Wir genießen es in  seiner hopfigen Form mit leichten Zisch auf Weisung des Vereinsvorsitzenden - eine halbe Flasche pro Mann - vor dem Mittagessen und kontrollieren dabei, ob die überall mit Schnüren befestigten bunten Ballons die Luft halten, um gegebenenfalls auch korrigierend nachzublasen.

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Aber wir mögen es überhaupt nicht, wenn unser Kinderfest,  noch dazu in einer ungewöhnlich langen Trockenperiode, durch eine böse dunkle Wolke bedroht wird, die sich mit weiteren konfluierend, zu einer hässlichen Wetterwand aufbaut und alles schon im Voraus durch drückende Schwüle ankündigt. Eine nahezu gespenstische Schwüle, die Rasenmäher, Heckenscheren und Häcksler in den Schuppen hielt und damit für eine beängstigende Ruhe im Dorf sorgte. Den Männern und Frauen, die ungeachtet des Risikos den Aufbau realisiert haben, ist der Anfang der Bilddokumentation in  Dankbarkeit gewidmet. Auch hätte es leicht passieren können, dass das die einzigen Bilder von diesem Tag geblieben wären.

Dennoch begann das Kinderfest mit seiner gewohnten Routine. So widmete ich meine Aufmerksamkeit zunächst dem Kuchenbuffet um feststellen zu müssen, dass die von mir im letzten Jahr favorisierte Torte zwar wieder ins Rennen gegangen, aber erstens schon zur Hälfte verspeist und zweitens nicht mehr im angenehmen  Doppelstück zu haben war.  Bei der Bewertung der übrigen Backwerke fiel eine Mohntorte auf, in deren Füllung nicht der für diese Region übliche Pudding dominierte, sondern Rosinen, die wundervolle Kindheitserinnerungen an meine Großmutter auslösten. Derart voreingenommen disqualifizierte sich der Tester selbst und wandte sich seiner sicherheitshalber zurückgestellten Erdbeertorte zu. Diese verdankte ihre vorjährige Nominierung, Sie erinnern sich, einer kontrolliert abgekühlten Matrix aus Quark, Milch, Gelatine, Eigelb und Sahne mit schwebenden Früchten an grünen Melisseblättchen. Sie war im Begriff zu verlaufen. Es gibt keinen Preis des Luppe-Kuriers in diesem Jahr. Auch können die erworbenen Stücke, die im Verlauf der folgenden Woche noch schmeckten, nicht in die Wertung eingehen.


Löschangriff beim Kinderfest

Das taten dann aber die sportlichen Leistungen der Kinder, die an den einschlägigen Stationen ihr Bestes gaben. Die Feuerwehr hatte eine Kübelspritze mit Handpumpe neu im Programm. Gern hätten die Kameraden wieder mit der Schaumparty triumphiert, hätte sich das Wetter jetzt nicht dagegen gewandt und das eigentliche Personalproblem kaschiert. Die bunten Fähnchen flatterten waagerecht in der Luft, die Graustufe des Himmels glich sich mehr und mehr dem schiefergedeckten Schlossturm an und die ersten Tropfen fielen. Jörg Uhlmann glitt in einen für Kapitäne nicht untypischen Realitätsverlust  und zögerte mit aufmunternden Sprüchen die gebotene Evakuierung des Schlossgartens hinaus. Als könne eine Schiffskapelle das Sinken verhindern. Da hätte er mal eher gegen die Wolken ankämpfen sollen, jetzt war es zu spät. Die einen flüchteten nach Hause, die anderen in das Zelt, unter das Dach des Rondells oder suchten Schutz in der Gaststätte. Die Feuerwehr fuhr schemenhaft am Tor vorbei, als wolle sie sagen, dass von ihr auch keine Hilfe zu erwarten sei. Wetter-Apps machten jede Hoffnung auf Besserung vor Mitternacht zunichte. Und wenn sie nicht ertrunken sind stehen sie immer noch unter den Dächern, krempeln langsam die Hosen hoch, verleihen die in zu geringer Anzahl vorhandenen Rettungsschirme um ihre Würstchengutscheine einlösen zu können.
Und der Verantwortliche? Er muss nicht vors Seegericht, er organisiert die individuelle Verteilung der Preise, denn ins Wasser gefallen war schließlich nur die Siegerehrung.

I.B.