Luppenauer Förderverein e.V.
   
 
   

 

 

Rückblick 2014

Der Luppenauer Förderverein im September und Oktober          Autor: Ilja Bakkal

Im September reisten Mitglieder des Fördervereins mit zahlreichen Gästen nach Wolfsburg. Erstes Ziel war die Autostadt. Die Teilnehmer wurden durch das Konzern-Forum, die Außenanlagen mit ihrer Garten- und Wasserlandschaft, in die eine beeindruckende moderne Architektur eingefügt ist, geleitet. Es ging vorbei an Pavillons ausstellender Marken, den markanten Auto-Türmen, denkmalgeschützen Industrieanlagen und endete im Kunden-Center bei einer Original-Wolfsburger Currywurst.
Es wurde ein Eindruck von dieser einmaligen Symbiose aus Automobilbau, Reichtum, Kunst, aber auch Respekt vor den Ingnieurleistungen des 20. Jahrhunderts vermittelt. Diejenigen, die sich an die offizielle Planung hielten, sahen ein Auto, oder eine technische Meisterleitung der Superlative, ein unbezahlbares Kunstwerk, oder den Gipfel der Dekadenz. Die in einem Bunker untergebrachte Installation "Verspiegelung des Bugatti Veyron 16.4" korrespondiert mit einer Neoninstallation und einem das Motiv aufnehmenden verpixelten Vorhang. Da staunte der Tourist aus Luppenau, aber haben will und kann er diese grenzwertige Schöpfung menschlicher Intelligenz und Handwerkskunst nicht. Zu sehr ist er der Vorstellung verhaftet, dass Flügel zum Fliegen dienen und nicht zur Verbesserung der Bodenhaftung im Geschwindigkeitsbereich von 300 bis 400 km/h. Da ich glaube, dass die Druckqualität des Kuriers mit den Lichtreflexen überfordert wäre, verweise ich auf www.luppenau.de und begnüge mich mit einem bescheideneren Kraftfahrzeug. Wer sich der geplanten Schiffstour widersetzte, konnte etwas Zeit abknapsen und beispielsweise die Entwicklung des Automobilbaus im Zeit-Haus studieren. Und hier steht er, der erste Bugatti, im strahlenden Postkutschengelb aus dem Jahre 1912. Was Sie auf dem Foto nicht erkennen können, ist die Kühlerfigur. Ein geschwungener Weichteilkörper mit aufsitzendem Haus und ausgestreckten Fühlern.
Anschließend ging es nach Gifhorn. Den Mitgliedern sollte schon etwas geboten werden. Hier befindet sich ein Mühlenmuseum mit 14 originalen Mühlen aus mehreren
Ländern und 50 maßstabsgetreuen Modellen. Die Museumsbäckerei bäckt frisches Brot, zum Kauf oder sofortigen Verzehr. Auf dem zentralen Platz befand sich ein in einen Brunnen absenkbarer Käfig. Diese erzieherische Folter eignete sich für Bäcker, die ihr Handwerk unredlich ausübten. Damals ging es in erster Linie um die Größe der Erzeugnisse. Heute würde ich das Gerät gern reaktivieren, um die kunstgerechte Anwendung des mehrstufigen Sauerteigs zwingend zu befördern.
Wer jetzt noch nicht genug hatte, konnte Erbauung in der
russisch-orthodoxen Holzkirche des Heiligen Nicolaus finden. Neben der Ausstellung von Meisterwerken orthodoxer Ikonenmalerei und Kunsthandwerks finden hier regelmäßig Gottesdienste statt.

Dagegen war die Exkursion im Oktober thematisch klar definiert und nur wenige Kilometer entfernt. Sie galt einem Manne, der aus dem Mittelalter heraus das Gesicht Merseburgs bis in die Gegenwart geprägt hat, historisch betrachtet, aber auch weithin sichtbar. Dem Leben und Wirken Thilos von Trotha ist gegenwärtig eine Sonderausstellung im Dom gewidmet. In einer ambitionierten Führung wurden jederzeit erkennbare Spuren seines Schaffens, vor allem auch hier noch nicht ausgestellte Exponate gezeigt und spannend erklärt. So entfaltete sich die Persönlichkeit des Bischofs Thilo von Trotha, der aus niederem Adel stammend, zielgerichtet und rücksichtslos Kariere machte, sich der Leistung bewusst, schon zu Lebzeiten um seinen geschichtlichen Nachhall bemüht hat. Suchen Sie bitte nicht im Internet, besuchen sie den Dom!

Ilja Bakkal